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Dies ist nicht unsere Geschichte. Dies ist eure Geschichte. Shevek und ich, Ava Nieman, wir haben unsere Welt verloren. Ihr habt die Eure noch.

Die Zeit ist entscheidend. Macht jeden Tag zu eurem Meisterwerk. Die nächsten zehn Jahre bedeuten alles. 3652 Tage. Klimaschutz im Jahr 2040 hat nichts mehr mit Klimaschutz zu tun. Dann ist es zu spät. Artenschutz 2040 ist nur noch Archivarbeit.

Die Welt ist bereit. Die Pflanzen betreiben Photosynthese. Die Tiere warten. Die Materie kann alles: Licht in elektrische Energie umwandeln, Informationen speichern und leiten. Das Wissen ist überreichlich da.

Versteht das eine: Ein System, das sämtliche Qualitäten der Welt ignoriert, außer der des finanziellen Gewinns, wird auch nur finanziellen Gewinn erzeugen. Es ist blind für alles andere. Die Megamaschine wird erst anhalten, wenn das letzte Erz mit der letzten Kohle zu Stahl geschmolzen ist. Diese Welt setzt Himmel und Erde in permanente rasende Bewegung, erzeugt immerfort den rasenden Stillstand. Jeder Frühstückstisch der Reichen birgt Schätze, die dreimal um die Erde gereist sind. Und dann landen sie im Müll.

2016 sind dreißig Prozent der tropischen Korallen gestorben. Sie sind die Kinderstube von einem Viertel der Fische und Grundlage der Nahrungsversorgung von 750 Millionen Menschen. Wenn der Amazonas-Regenwald zu klein wird, trocknet er aus und brennt ab. Das würde nicht ohne Folgen für die Menschen bleiben.

Ihr habt tausend Ideen, eine viel bessere Zukunft zu leben. Findet Wege, sie auszuprobieren.

Vermutlich sind die Ideen, die funktionieren, die Einfachen. Hier aber ist eine Komplexe: Entwickelt eine Währung für Ökologie. Flächenverbrauch, Wasserverschmutzung, Kohlendioxidemissionen. Alles bekommt einen Preis, der sich miteinander vergleichen lässt. Dann bekommt jeder Mensch das gleiche Jahresbudget in dieser ökologischen Währung. Wer es am Ende des Jahres nicht ausgegeben hat, kann es in richtiges Geld umtauschen.

Hier ist noch eine komplexe Idee: Jedes Produkt der Welt bekommt ein elektronisches Gegenstück. Es speichert die Reparaturanleitung, die Ersatzteile, Pflege- und Wartungstipps, Interessent*innen für die Weiternutzung, die Zusammensetzung der Einzelteile und ihren ökologischen Fußabdruck.

Dritte komplexe Idee: Erstellt eine neue Karte der Welt. Wo ist Wasser knapp? Wo ist Energie ökologisch? Wo ist die Artenvielfalt hoch? Passt die Güterströme daran an!

Vierter Vorschlag, diesmal einfach: Baut aus Holz! Zement allein ist für acht Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. Dieses Jahrhundert werden noch drei Milliarden Menschen in Städte ziehen. Schließt die Stoffkreisläufe und macht die Häuser und Möbel zu Kohlenstoffspeichern.

Unmöglich? Unumgänglich.

Shevek und ich werden nun in eurer Welt Gestrandete sein. Wir hatten kein Geld und haben doch viel Liebe erfahren. Von einem Nicht-Ort zwischen Straßen und Parkplätzen kamen wir an einen Ort der Präsenz. Aus einer ziellosen Flucht wurde eine Reise zur Mitte der Zukunft.

Wenn die Anderen uns suchen: Dort werden sie uns finden.

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Sie räumen am Vehikel herum. Es scheint es eine Lösung für die graue Substanz zu geben. Die Vorstellung wieder mobil zu sein, ist surreal, beinahe absurd.

Wo sollten wir hinfahren, wenn wir nicht nach Hause können? Welches Leben sollen wir hier aufbauen, wenn die Ressourcen dieser Welt nicht allen zugänglich sind?

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Wenn wir über die Welt sprechen, wovon sprechen wir dann? Von diesem einzigen Planeten, der uns komplex denkende Wesen so großzügig und nachsichtig beheimatet? Von dieser unglaublichen Schönheit der Landschaften und der Artenvielfalt, deren Zusammenspiel und Komplexität uns ehrfürchtig sein lassen müsste und bescheiden und dankbar?

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