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Ich suche nach Spuren unserer Gesellschaft. Und finde diesen Autor und Entwickler von Software hier in dieser Stadt: Dr. Christian Siefkes. Sein Wissen ist ein Common: Er schreibt über die „Küchenfabrikation“, ich vermisse die Produktionsräume in unserer Vielheit. Ava, komm schnell wieder.

„Produziert wird in der Küche oder im Badezimmer. In den meisten Haushalten stehen produktive Automaten. Beliebt ist die 3D-Druckerfräse, die einen 3D-Drucker mit einer computergesteuerten Fräsmaschine kombiniert.

3D-Drucker stellen dreidimensionale Gegenstände her, indem sie viele Schichten Bioplastik, Metall oder Keramik übereinander drucken, bis das gewünschte Objekt fertig ist. Typische Haushalts-3D-Drucker können so innerhalb einiger Stunden Gegenstände bis zu einer Größe von 50 mal 40 mal 30 Zentimetern herstellen. Das ist eine ganze Menge; ein Großteil der im Haushalt benötigten langlebigen Dinge lässt sich so fertigen, ob Geschirr, Besteck, Spiele und Spielzeug, oder Werkzeuge. Auch elektrische und elektronische Geräte und Lampen lassen sich produzieren, bis auf die Elektronik und die Leuchten selbst. Ebenso Ersatzteile, wenn etwas kaputtgeht oder nicht passt.

Möbel und andere große Dinge, die sich nicht auf einmal ausdrucken lassen, werden in Teilen hergestellt, die man dann nur noch zusammenschrauben oder zusammenstecken muss. Häufig werden auch vorgefertigte Metall- oder Holzplatten und -stäbe integriert, um Produktionszeit zu sparen und rasch große, solide Gegenstände zusammenzubauen. Die vorgefertigten Teile werden per computergesteuerter (kurz: CNC) Fräse zurechtgeschnitten. Fräsen können auch die Oberfläche des Materials gestalten, Bohrlöcher und andere Aussparungen schneiden und Aufschriften oder Bilder eingravieren.

3D-Drucker brauchen weniger Energie als fast alle früher üblichen Herstellungsverfahren, da sie das benötigte Material nur kurz erhitzen müssen, um es zu verflüssigen. (Dazu kommt die Vorverarbeitung, wo das Bioplastik in die Form eines langen Drahts gepresst und aufgerollt wird, was aber auch nicht viel Energie erfordert.) Sie gehen sehr sparsam mit dem Material um – alles landet im Endprodukt, nichts wird verschwendet oder für Formen gebraucht. Fräsen sind etwas verschwenderischer, da sie einen Teil des Materials entfernen, der aber häufig wiederverwendet werden kann. Da der grundlegende Aufbau von 3D-Druckern und Fräsmaschinen ähnlich ist, werden beide gern in einem Gerät vereint, um Platz zu sparen.

Wer etwas herstellen will, ob für den Eigenbedarf oder als Geschenk, sucht im Netz nach passenden Vorlagen. Oft wird dafür das Programm „thing-get“ genutzt, das fast alle Vorlagen kennt und die flexible Suche nach Stichwörtern und nach Kriterien für Material, Größe, Beliebtheit und so weiter erlaubt. Alle Vorlagen sind quellfrei, das heißt jedir kann sie nicht nur verwenden, sondern auch den eigenen Vorstellungen gemäß anpassen und an andere weitergeben. Die meisten Vorlagen sind parametrisierbar, man kann also bestimmte Parameter einstellen, um Größe, Material, Farbe und andere Eigenschaften des gewünschten Objekts zu verändern. So lässt sich aus der gigantischen Menge im Intermesh verfügbarer Vorlagen ein den eigenen Bedürfnissen entsprechender Gegenstand machen.

Hat man Sonderwünsche, für die es noch nichts Passendes gibt, ist es meistens möglich, eine als Ausgangspunkt geeignete Vorlage zu finden und weiterzuentwickeln. Im nächsten Dezentrum oder per Intermesh findet man oft auch Menschen, die einim bei der Entwicklung helfen, weil sie selbst so etwas haben möchten, weil sie die Herausforderung reizt oder sie sich nützlich machen wollen. Die meisten Vorlagen sind, wie Software und andere Werke auch, kollektive Kreationen. Sobald eine neue oder verbesserte Vorlage fertig ist, veröffentlicht man sie, damit auch andere etwas davon haben.“

Quelle: „etwas fehlt. Utopie, Kritik und Glücksversprechen.“ von jour fixe initiative berlin (Herausgeber), Edition Assemblage (2013)

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