Die Wahlbevölkerung in Deutschland ist alt, durchschnittlich über vierzig Jahre, und sie ist wohlhabend. Arme Leute wählen kaum. Die aktuellen Klimamodelle sagen eine Erwärmung von drei bis vier Grad bis 2100 voraus; auf dem europäischen Festland bedeutet das eine Erwärmung von sechs bis acht Grad im Jahresmittel. Wer von Juni bis August nach Skandinavien fliegt, kann möglicherweise einen angenehmen Lebensabend verbringen. Wer kein Geld hat, wählt ohnehin selten: die Wahlbeteiligung liegt in den ärmeren Vierteln im Durchschnitt dreißig Prozent unter der in den Wohngebieten der Mittelschicht.
Es sind also die aufgeklärtesten, wohlhabendsten, bestinformierten und bestausgebildesten Schichten der Bevökerung, die die Politik verantworten. Falls wir überhaupt an die Demokratie glauben wollen. Bequemer wäre, wenn nicht. Denn der Verweis auf systeminhärente Zwänge, falsch gesetzte Anreize, den Fortschritt und seine Folgen, die Natur des Menschen, die globale Konkurrenz kommt einer persönlichen Entschuldigung gleich.
Wir führen die Diskussionen darüber unverschämterweise unter dem Gesichtspunkt, des persönlichen Verzichts, als unschuldige Opfer unseres im reichen Norden kulturell erworbenen Anspruchsdenkens.
Das ist normal.