Der Alltag ist die Katastrophe.

Science Fiction ist jetzt Mainstream. Der Supermarkt an der Ecke hat seit einem Monat weder Milchprodukte noch Sonderangebote jedweder Art, weil Hacker*Innen seine digitale Infrastruktur zerstört haben. Mit meinem Arbeitskollegen ist kaum noch zu sprechen, weil Algorithmen ihn mit derart toxischer Information gesättigt haben, dass ihn außer Populismus und Ausländerfeindlichkeit nichts mehr erreicht. Gestern sah ich mit einem kleinen Mädchen „Ab durch die Hecke“, einen den Verlust von natürlichen Habitaten erzählenden Animationsfilm, der die gleiche emphatische Vorstellung von Liebe und Ökologie verkörpert wie der Film „Wall-E. Der letzte Räumt die Erde auf.“. Die Warnung vor den Codes kommt in Form von Codes, maschinenlesbar, nach ihrer maschinellen Dekodierung ist sie potenziell auch für Menschen verständlich.

Aber können wir noch lesen? Sind wir nicht zu müde? (1) Sind wir nicht zu erschöpft? Können wir noch? Wollen wir noch? Ja?

Prima! Die Lösungen sind alle da. Von Uwe Schneidewind bis Donna Haraway, von Hans-Joachim Schellnhuber bis Greta Thunberg, alle Bausteine liegen bereit. 10.000 Menschen basteln in diesem Moment gleichzeitig am „Crochet Coral Reef“, um Ihre Sorge um die Korallenriffe zum Ausdruck zu bringen (2). Welchen Aufwand ist das Wohlergehen der ganzen Welt wert? Natürlich jeden.

Das wäre normal.

1 Jonathan Crary: 24/7. Schlaflos im Spätkapitalismus.
Übersetzt aus dem Englischen von Thomas Laugstien.
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2014. und Byung-Chul Han: „Müdigkeitsgesellschaft“, Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2010,

2 https://www.margaretwertheim.com/crochet-coral-reef

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